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Gardasee
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Trailrunning – die Königssee-Umrundung an einem Tag

Königssee

In einem Tag rund um den Königssee – als Trailrunner auf dem Weg einer klassischen Mehrtagestour…

Der Königssee, einer der saubersten Seen Deutschlands, liegt inmitten des Nationalparks Berchtesgaden. Umrahmt von einer einzigartigen Bergkulisse ist er Ausgangspunkt für viele Wandertouren. Eine sehr beliebte Mehrtagestour ist die „Königssee-Umrundung“. Je nach Routenwahl geht es nach dem Start am Parkplatz des Königssees zum Carl-von-Stahl-Haus oder zur Gotzenalm. Am nächsten Tag geht es weiter zur abgelegenen Wasseralm und nach einer Übernachtung in dieser rustikalen, ehemaligen Selbstversorgerhütte, geht es weiter zum Kärlingerhaus. Viele Wanderer planen hier eine letzte Übernachtung ein, bevor sie am letzten Tag vom Kärlingerhaus, durch die Saugasse, nach St. Bartholomä absteigen und von dort mit dem Schiff wieder zum Ausgangspunkt der Tour fahren. Eine tolle Wanderung mit unvergesslichen Eindrücken und fantastischen Natur- und Landschaftserlebnissen. Der Ideale Einstieg in Mehrtagestouren, wenn man schon über ein gewisses Maß an Bergerfahrung verfügt. Je nach Kondition und Wetterlage kann man im Gebiet um die Hütten noch kleinere Touren unternehmen, bevor man den Tag mit einem zünftigen Essen und dem obligatorischen Hüttenbier ausklingen lässt.

Königssee
Königssee

Einen Großteil der einzelnen Streckenabschnitte kannte ich schon, als ich am 13.08.2011 um 3:15 Uhr aus dem Auto gestiegen bin. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, die Königssee Umrundung an einem Tag anzugehen und dabei auch auf die Bootsfahrt zu verzichten und das letzte Stück über den Rinnkendlsteig zu gehen. Sicherlich ein sehr sportliches Vorhaben, aber durch diverse Touren im Vorfeld war mir klar, dass es machbar ist. Es wird also eine Mischung aus Trailrun und Speedhike werden; früher hätte man gesagt: Berglauf und schnelles Wandern. Ob man dabei die Natur und die Eindrücke genießen kann? Ja, man kann; aber eben auf eine andere Art und Weise wie es der „normale“ Wanderer macht.

Ausgerüstet mit einem kleinen Rucksack, zwei Trinkflaschen, Wechselklamotten und Trekkings-Stöcken geht es los. Der Weg führt mich zunächst durch das Dorf Königssee, vorbei an der Talstation der Jennerbahn, Richtung Stufenweg. Der Stufenweg ist ein steiler Pfad der sich durch den Wald im Kreßgraben nach oben schlängelt und kurz unterhalb des Parkplatzes Hinterbrand wieder auf den bekannten Wanderweg zur Jennerbahn-Mittelstation führt. Im Licht meiner Stirnlampe bahne ich mir den Weg über den feuchten Pfad nach oben. Das regnerische Wetter der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen und auch heute scheint es kein wirklich sonniger Tag zu werden. Vielleicht bleibt es aber zumindest trocken, wenn schon nicht mit übermäßigem Sonnenschein zu rechnen ist. Kurz vor der Mittelstation zweigt nach links ein kleiner, schmaler Pfad ab, der am Rand der Skipiste über die Krautkaser-Alm führt. Dies ist ein offiziell beschilderter Weg und stellt eine Abkürzung gegenüber dem längeren, aber dafür auch flacheren Weg zur Mitterkaser-Alm dar. Kurz unterhalb dieser Alm treffen beide Wege wieder aufeinander und führen das letzte steile Stück gemeinsam zur Mitterkaser-Alm unterhalb des Jenners.

Von hier geht es weiter zum Carl-von-Stahl-Haus. Es ist noch sehr früh am Morgen und die Wanderer schlafen noch alle, als ich am Haus vorbei komme und mich an den Aufstieg zum Schneibstein mache. Mit 2276m ist er der höchste Punkt meiner Tour und bietet bei entsprechendem Wetter und Sichtverhältnissen eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge. Es wird steiniger und die langsam einsetzende Dämmerung lässt mich den oberen Bereich des Anstiegs zum Gipfel erkennen. An der Kante sind schon die ersten Gämsen zu erkennen, die sich aus meiner Anwesenheit nichts zu machen scheinen, sofern sie mich überhaupt bemerkt haben. Auf dem Gipfel des Schneibstein angekommen, kommt es dann auch zur erhofften Begegnung. Fünf Steinböcke liegen im Bereich des Gipfelplateaus und warten auf den Sonnenaufgang. Die Lichtverhältnisse sind zwar nicht optimal, aber dennoch kann ich ein paar Bilder mit diesen herrlichen Tieren machen. Steinböcke sind bei weitem nicht so scheu wie Gämsen. Unter anderem liegt das daran, da sich nicht bejagt werden und deshalb den Menschen nicht fürchten müssen. Ich genieße die Ruhe und die Gesellschaft der Steinböcke und gönne mir erst einmal eine kurze Pause und ein Frühstück in dieser netten Runde. Wasser- und Kalorienhaushalt sind aufgefüllt, also kann es weiter gehen.

Über den Gipfel des Schneibstein geht es hinüber Richtung Windschartenkopf und weiter zum Seeleinsee. Da ich der erste bin der heute hier oben unterwegs ist, treffe ich auf eine unzählige Anzahl an Gämsen, die aber alle wesentlich schneller die Flucht ergreifen als die Steinböcke. Vorbei am Seeleinsee geht es weiter über einen kurzen Anstieg an den Fuß des Kahlersberges und weiter über das Hochgschirr durch das Landtal. Die ersten Regentropfen finden ihren Weg aus den dichten und dunklen Wolken nach unten. Eine gute Gelegenheit das Tempo etwas anzuziehen. Nach dem Schneibstein ging es größtenteils nur noch bergab und der tolle Pfad durch das Landtal lädt gerade dazu ein, das Tempo nochmals zu erhöhen. Am Ende des Landtals führt ein Weg weiter zur Wasseralm. Ohne über den Landtalsteig ab- und über den Röthsteig wieder aufzusteigen, gelangt man so über das Wildtörl hinüber zu einer der schönsten Hütten im Berchtesgadener Land. Ein toller Weg, ohne große Steigungen und Gefälle, führt mich hinüber zur Wasseralm. Dort angekommen gönne ich mir eine kurze Pause, einen Kaffee und fülle meine Wasservorräte auf. Erstaunlich viele Wanderer warten, fertig angezogen und abmarschbereit, vor der Hütte. Schnell erfahre ich auf wen sie warten. Auf Christoph. Christoph ist sehr bekannt hier in der Gegend, kommt aus Traunstein, ist 3,86m groß, hat 1632 PS und trägt gerne Orange. Sein Nachname ist 14. Christoph 14 ist der Rettungshubschrauber des Luftrettungszentrums Traunstein und gerade im Anflug auf die Wasseralm. Ein 12-jähriger Junge hatte sich gestern am Fuß verletzt und ist nun nicht mehr in der Lage selbstständig abzusteigen. Während er sich tierisch auf den bevorstehenden Hubschrauberflug freut macht sich sein Onkel Gedanken, wie er das dem Vater des Jungen beibringt.

Nach dem Kaffee und dem Abflug des Hubschraubers geht es weiter Richtung Kärlingerhaus. Viele der Wanderer haben das gleiche Ziel, wobei sie aber nicht so richtig wissen, was sie von meinem Vorhaben halten sollen: Schließlich sind sie vier Tage unterwegs und haben von den ersten Tagen auch schon einige Blessuren davon getragen. Auf dem Weg zum Kärlingerhaus, der auch verhältnismäßig eben verläuft, lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Halsköpfl. Zwar hängen immer noch dicke Wolken am Himmel, aber ein kurzer Blick auf den Königssee und St. Bartholomä wird trotzdem frei. Vorbei an Schwarzsee und Grünsee geht es über Treppen- und Felsstufen zum Funtensee. Der letzte Anstieg wird dann doch etwas anstrengend und eine Pause im Kärlingerhaus kommt mir wie gerufen. Nach einem stärkenden Stück Kuchen geht es weiter. Auf mich wartet nun ein Highlight der Tour; der Downhill durch die Saugasse.

Zum dritten Mal in diesem Jahr geht es rasant die 30 Serpentinen hinunter. Von vielen Wanderern gefürchtet, hat sich die Saugasse zu einem meiner Lieblingsabschnitte (sowohl im Auf- als auch im Abstieg) entwickelt. Das relative konstante Gefälle (bzw. die Steigung) gestalten das Laufen sehr angenehm und im Nu habe ich dieses Teilstück hinter mir und genauso schnell geht es auch das letzte Teilstück hinunter zum Königssee. Während einer kurzen, erfrischenden Pause am Seeufer tausche ich meine langen Laufklamotten gegen die kurze Variante. Zum einen ist es in der Zwischenzeit deutlich wärmer geworden und zum anderen wartet nun der letzte Anstieg auf mich, für den ich ein letztes Mal alle Kräfte mobilisieren muss.

Vorbei an St. Bartholomä geht es entlang des Ufers zum Beginn vom Rinnkendlsteig am Waldrand. 743 Höhenmeter warten auf mich. Anfänglich schön schattig und mäßig steil im Wald und später sehr steil, mit Drahtseilen und Trittleitern versichert, ohne Schattenspender, durch die Wand. Dieser letzte Anstieg hat es in sich und lässt mich jeden einzelnen Höhenmeter spüren. Die Stöcke erleichtern die Sache zwar, aber trotzdem bin ich froh, als ich den Aussichtspunkt „Archenkanzel“ erreicht habe. Nach dem obligatorischen Foto geht es hinüber zur Kühroint-Alm von wo aus ich mich, um 14:20 Uhr, an den finalen Abstieg mache.

Eine bestimmte Zeit für diese Tour hatte ich mir nicht gesetzt. Ich wusste das ich schnell unterwegs bin, aber garantiert nicht so schnell wie Trailrunner die so etwas öfter machen. Dennoch hatte ich irgendwann während der Tour auf einmal die 12-Stunden-Marke vor Augen und jetzt war mir bewusst, dass es durchaus machbar ist. So geht es also den relativ neu angelegten Weg von der Kühroint-Alm, vorbei am Einstieg vom Grünstein Klettersteig, hinunter zur Bob- und Rodelbahn am Königssee. Am Ende sind es 11 Stunden und 53 Minuten. Eine tolle, aber auch sehr anstrengende Tour geht zu Ende.

Eine super Zeit, die aber in den Hintergrund rückt, denn was zählt ist das Erlebnis; und das war einfach nur: Fantastisch!

Eckdaten Königssee Rundweg:

Distanz: 49.37 km geschätzte Zeit 11:53:37 Anstieg 3612 Meter Abstieg 3612 Meter Start Höhe 613 Meter Maximum Höhe 2232 Meter

Königssee Rundwanderung im Überblick:


Autor und Text: Steve Auch – uptothetop.de

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