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  • In drei Tagen über den Watzmann

    aktualisiert 4 Jahre, 10 Monat aktiv. 4 Mitglieder · 10 Beiträge
  • EfBieEi

    Mitglied
    5. Juli 2019 at 21:15

    Die Tour hatte ich hier ja größer angekündigt und habe mich dabei vermutlich “bisschen” lächerlich gemacht aber mit der Watzmann Überschreitung habe ich in vielerlei Hinsicht etwas neues gewagt.

    Es war meine 1. Hüttentour mit der ich also plante mehrere Tage mit dem was ich im Rucksack bei mir hab auszukommen.

    Des weiteren nach dem Tajakopf mein höchster bisher bestiegener Berg und wer solche Sprünge macht muss sich wohl nicht wundern wenn nicht alles 100% funktioniert.

    Um etwa halb 8 startete ich am Königssee Parkplatz und lief gemächlich zum Einstieg des Grünsteinklettersteigs wo ich auch schon nicht der einzige war. Die meisten wählten aber die einfachste Variante während ich… trotz 8kg ~ am Körper die Hotelroute wählte. Das klappte erstaunlich gut dennoch muss ich gestehen dass der Steig herausfordernder war als alle die ich bisher gemacht habe. Man hat viele viele Überhänge und seitliche Passagen ohne künstliche Tritte während der Stein einfach aalglatt ist (das nennt man glaube ich speckig?).

    Nunja ohne mich zu Verletzen schaffte ich es dann doch zur Hängebrücke die zur einfachen Variante führte und schon stand ich im Stau. Zum ersten mal in einem Klettersteig, was zuerst noch interessant war weil man dann endlich mal andere beim arbeiten zuschauen konnte aber auf Dauer doch schon lästig wurde.

    Während ich vom Zwischengipfel aus dem Grat zum Grünsteig folgte stand die Sonne am Zenit und ich wurde regelrecht brutzelt deswegen hielt ich mich erst gar nicht lange oben auf und stieg direkt zum Gasthaus ab um etwas zu trinken und für 1€/L mein Wasser auffüllen zu lassen (von denen schon wieder nur 1/2 Liter übrig war). Danach durchquerte ich einen außergewöhnlich schönen Wald und der kühlende Schatten war natürlich auch willkommen.

    Der weitere Weg zum Watzmannhaus ist zwar nicht minder schön aber auch nicht weiter erzählenswert außer vielleicht die Falzalm, die bietet interessante Vegetation und eine geniale Aussicht

    Am Watzmannhaus angekommen war ich erst mal bisschen gelangweilig. Was macht man alleine von 16- 21 Uhr in einer Hütte am Berg wenn man nicht wandert? Aber es ergaben sich immer wieder interessante Gespräche und so verflog die Zeit recht schnell.

    Allerdings finde ich es eher schlecht gelöst dass sie Trinkwasser erst ab 21:30 und während des Frühstücks ausgeben wird. Zumindest wenn man früh schlafen will um früh aufstehen zu können. Was ich ja vor allem wollte weil ich Bäcker bin und dementsprechend vom Schlafrhythmus fieser Frühaufstehern :p

    Ansonsten fand ich die Hütte recht in Ordnung, da gibt es bestimmt viele die spartanischer ausgestattet sind. Einzigst die Türen sind seltsam: ist es überhaupt möglich die lautlos zu schließen?

    Und so lief ich als erster um 3:40 los, hinauf zum Hocheck. Als bald holte mich eine Zweiergruppe ein und wir erblickten ein Schneehuhn, naja erst hörten wir es.

    Der Sonnenaufgang war wirklich wunderschön und brachte optimistisches Wetter mit sich (kaum zu glauben dass es noch am gleichen Tag Gewittern sollte).

    Die Watzmannüberschreitung an sich fand ich dann technisch relativ einfach. Natürlich kein Vergleich zum Kräfte zerrenden Grünsteinklettersteig. Aber ich war jeder Zeit konzentriert und drauf bedacht auf markierten Weg zu bleiben. Nicht falsch verstehen die Gratwanderung war das Highlight der Tour und ich genoss regelmäßig die Aussicht auf das steinerne Meer, dem Königssee, der Ostwand und dem Wimbachgries aber ich hätte mir gewünscht dass der Weg häufiger auf dem Grat und weniger an der Seite entlang geführt hätte.

    Der Abstieg ins Wimbachgries verlief unproblematisch bis zu einer Stelle an der der Weg von einem Schneefeld unterbrochen wurde.

    Rückblickend hätte ich den Schneebrocken an der kürzesten Stelle überklettern sollen um gefahrlos aufs Schotterfeld zu wechseln aber als ich die Spuren im Schneefeld sah bin ich diesen erst ein Stück gefolgt bis ich 2 mal auf dem Hintern gelandet bin ehe ich merkte dass das kein Sinn macht und dann seitlich aufs Schneefreie Schotterfeld gewechselt bin.

    [attachment=0:2tm59eqj]GOPR0306.JPG[/attachment:2tm59eqj]

    Als ich später schon unterhalb der Schönfeldalm war sah ich einen Copter der Bergwacht fliegen und wie mir in der Wimbachgrieshütte erzählt wurde ist wohl einer das Schneefeld hinuntergesegelt und hat sich dabei das Bein gebrochen. Die Gruppe die mir das erzählte und auch den Heli gerufen hatte, hatte ebenfalls einen Leichtverletzten mit einer Platzwunde am Arm. All das hat mir nun schon eine Portion Respekt vor Altschneefeldern eingeflößt.

    Achja und während des Abstiegs verloren meine Beine ordentlich an Kraft. Bereits auf 2000 hm fühlten sie sich wie Gummi an und waren ziemlich kraftlos. Dementsprechend war ich erst um 13:30 Uhr an der Hütte (etwa pünklich zum Gewitter während andere Nass wurden) und habe somit etwa 10 Stunden gebraucht. Der Abstieg wird wohl auch für meinen Muskelkater des Todes in den Oberschenkeln verantwortlich sein.

    Nach einer Übernachtung überquerte ich aber trotzdem noch die Sigeretplatte hinab zum Königssee.

    Aus dieser Tour nehme ich aber einiges mit

    1. Das nächste mal packe ich nur einen möglichst leichten 30l Rucksack stats 38l. Kamerazubehör wird minimiert, Wechsel und Regenkleidung werden optimiert und es kommen 3l stats 2l Wasser rein. Vielleicht schaffe ich es dann mit nur 6-7kg stats 9kg loszuziehen. Weil ich gemerkt habe dass ich einiges gar nicht brauche.

    2. Trekkingstöcker wären auch nicht verkehrt gewesen für den Abstieg. Meine Beine wären vermutlich deutlich geschont worden.

    3. Bisschen trainieren?

    Aber ansonsten hat die Tour viel Spaß gemacht, ich habe Schneehühner, Gämse und Murmeltiere gesehen und dass ich heil wieder ins Tal gekommen bin war kein Zufall.

    edit: hier noch ein kurzes Video meiner gesammelten Eindrücke der Tour

    [youtube:2tm59eqj][Permission to view this media is denied]
    [/youtube:2tm59eqj]

    • This discussion was modified 1 Jahr, 6 Monat aktiv. by  ralf.
  • Anonymous

    Deleted User
    7. Juli 2019 at 20:56

    Erst mal Glückwunsch, dass du dein Projekt erfolgreich abgeschlossen hast und vielen Dank für den lebendig geschriebenen Bericht.

  • Julian

    Mitglied
    8. Juli 2019 at 09:01

    Schöner Bericht, EfBieEi.

    Jaja, der Abstieg…negativ-dynamisches Krafttraining. Effektiver geht es nicht für den Kraftzuwachs…aber der Muskelkater war sicher wunderbar.

    Was die Altschneefelder angeht, kommt es auch auf das Timing an – wenn der Firn schon gut weich ist, sind sie meist nicht mehr so gefährlich, weil man dann gut bremsen kann. Problematischer ist der Harschdeckel am morgen, und auchnoch das Stadium, das man als Skifahrer so liebt – wenn nur der erste Zentimeter weich ist. Dann wird es bei Ausrutschen schnell und gefährlich…noch dazu, wenn vielleicht schon eingeschneite Felsbrocken wieder ausapern und man da reinkracht. Und natürlich endet das Schneefeld meist irgendwo. Nur selten hat man das Glück, dass es flach ausläuft.

    Schöne Tour und schöne Bilder! Aber 3:40 Uhr loslaufen, respekt, das wäre meins nicht, auch wenn Du dadurch natürlich weniger Verkehr hattest.

  • EfBieEi

    Mitglied
    8. Juli 2019 at 11:21

    Danke fürs Anworten!

    Es war ja nicht nur der Abstieg sondern die Summe + relativ schwerer Rucksack etc. Aber was solls zeitlich hatte ich den trotzdem noch unter der beschilderten Zeit geschafft –><img class=” title=”Laughing” /> –> obwohl keine Pausen eingerechnet werden

    bzgl des Schneefelds das war auch schon relativ weich (zumindest die obere Schicht) und deswegen konnte ich nach dem hinfallen immer recht schnell bremsen aber ich hatte einfach kein gutes Gefühl dabei. Mit dem richtigen Können und evtl Stöckern kann man so eine Abfahrt vielleicht kontrollieren aber für alle anderen ist das (zu) gefährlich.

    Ich glaube aber an der Stelle gab es dieses Jahr schon ein paar mehr Unfälle.

    Danke die bewegten Bilder sind schön. Die Momentaufnahmen jnaa für eine Action Cam ganz in Ordnung

    Das frühe Aufstehen war kein Problem ich hatte dann eher mit dem langen wach bleiben zu kämpfen. Während der Arbeitswoche stehe ich schon um 0:00 auf ^^

  • Julian

    Mitglied
    8. Juli 2019 at 15:30

    Da geh ich grad ins Bett!

  • Anonymous

    Deleted User
    19. Juli 2019 at 09:50

    Es gibt auch Menschen, die es nicht schaffen.

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  • EfBieEi

    Mitglied
    19. Juli 2019 at 10:02

    Nice da kann ich mich ja glücklich schätzen

    17 Kilogramm?! Was hatte die alles dabei? Zelt, Kochgeschirr und Fallschirm? Oder ein Klapprad?

    Bisschen Panne…

  • ziller

    Mitglied
    19. Juli 2019 at 13:07

    Was man offensichtlich für ne 7tägige Tour so als nötig erachtet…

  • Anonymous

    Deleted User
    29. Juli 2019 at 12:49

    Ich packe es mal hier rein, passt aber auch in den Unfall-Thread:

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  • Julian

    Mitglied
    29. Juli 2019 at 16:47

    Hammer.

    Im Stafellauf den Watzmann rauf. Das nenne ich mal Notfall-Apotheke!

    Ich bin wirklich hin und weg und voll Bewunderung.

    Es sei (mal wieder, aber oft genug geht nicht) ganz klar ein riesengroßes DANKE an alle Bergretter abgeschickt!!!

    Ihr zeigt mit jedem Einsatz, dass Engagement für andere, Großmut bei gleichzeitiger Bescheidenheit im Umgang mit dem alltäglich Geleisteten nicht ausgestorben sind. Wenn auch nur ein paar mehr Menschen durch euer Vorbild zu mehr Demut, Freundlichkeit, Höflichkeit und Respekt gegenüber ihren Mitmenschen und der Natur bewegt werden, wird diese Welt besser!

    Jetzt bange ich natürlich auch mit, dass der Einsatz ein gutes Ende haben wird. Polytrauma-Versorgung in der Wand…bin immer noch hin und weg.

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