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Alpspitze Winterbesteigung Via Ferrata – Erfahrungsbericht & Tipps

winterbesteigung alpspitze

Mag die Alpspitze im Sommer über die Alpspitz Ferrata noch so einfach sein, so zeigt sie im Winter ein ganz anderes und eisiges Gesicht ❄️. Generell kann man Sommertouren sowieso nicht mit Wintertouren vergleichen. Aufgrund der Nähe zur Bergstation Osterfelderkopf ist die Winterbesteigung der Alpspitze sehr beliebt und wird somit auch entsprechend oft – im Vergleich zu anderen Winterbergtouren – in Angriff genommen. Aber gerade darin liegt auch die Crux der Tour, da man bereits nach ein paar Metern von der Bergstation entfernt in hochalpines und auch einsturzgefährdetes Gelände eintaucht. Ohne die entsprechende Ausrüstung und Erfahrung ist daher von dem Unternehmen “Winterbesteigung Alpspitze” definitiv eindringlich abzuraten.

Wir hatten Ende Januar die Tour gemacht und wollen euch hier einen Einblick in unsere Vorbereitung, Durchführung und Erfahrungen geben.

Am besten ist es, sich vorab schon mal aktuelle Erfahrungsberichte über aktuelle Begehungen der Tour einzuholen. Hierfür bietet z.B. die Gruppe aktuelle Tourenbedingungen – Alpine Auskunft auf Facebook meist eine Fülle an Informationen (vor allem zu beliebten Paradetouren). Sollte die eigene geplante Tour bisher dort nicht “aktuell hinterlegt” sein, so kann man einfach danach fragen. Hierüber erlangt man dann schon erste Erkenntnisse und bestenfalls auch aktuelle Fotos zur geplanten Tour.

⚠️ ACHTUNG! Nachdem man diese Infos von fremden Personen erlangt und man deren Fähigkeiten nicht kennt, gilt es natürlich, sich nicht blind darauf zu verlassen, sondern diese immer noch mit weiteren Informationen zu ergänzen: Dies wäre zum einen ein Blick auf die Webcam des Gebietes oder Tour, wo man unterwegs ist.

Im Falle der Alpspitz Besteigung gibt es netterweise die Webcam Alpspix, die direkt einen Blick in die Nordwand bietet (Tipp! Auf der Panomax-Karte findet man hunderte Webcams im Alpenraum). Hier kann man dann schon mal grob abschätzen, ob und wenn ja wie viel Schnee vor Ort ist. Wichtig ist darüber hinaus natürlich auch der aktuelle Wetterbericht, der in den Bergen meist mit einem Vorlauf von 1-2 Tagen zuverlässig ist. Wir benutzen hierbei immer die Wettervorhersagen von meteoblue, da hier auch fast alle Berge mit detaillierten Wetterfakten aufgerufen werden können – in unserem Fall das Wetter zur Alpspitze.

Natürlich sollte auch der Lawinenlagebericht und die aktuelle Lawinenwarnstufe am Tag der Tour berücksichtigt werden. Hierzu bietet die Seite des Alpenvereins einen guten Einblick. Ebenso empfehlen wir einen Blick auf die Webseite skitourenguru.ch wo viele beliebte Touren mit aktuellem Gefährdungspotential hinterlegt sind.

Soweit zum “Recherchevorbericht” einer Winterbergtour. Im zweiten Schritt ist natürlich die richtige Ausrüstung für so ein Unterfangen essentiell

Wir hatten für die Winterbesteigung Alpspitze hierzu folgendes im Gepäck:
  • Warme Kleidung für winterliche Bedingungen (Handschuhe, Mütze, Buff, Hose, Jacke, etc.)
  • Sonnencreme & Sonnenbrille (bei viel Wind Skibrille)
  • Bergstiefel (dazu Gamaschen, denn nichts ist unangenehmer als nasse und kalte Füße auf so einer Tour zu haben)
  • Steigeisen
  • Pickel
  • 30m Seil (hat uns auf der Tour definitiv geholfen), 4 HMS-Karabiner, 2 lange Bandschlingen
  • Klettersteigset
  • Klettergurt
  • Helm
  • Lawinenausrüstung
  • Stirnlampe
  • Trinken und Brotzeit
  • Smartphone und ggf. Powerbank zum Aufladen, da bei Kälte der Akku schneller schlapp macht

Somit konnte es dann für uns losgehen. Die erste Fahrt mit der Osterfelderkopfbahn ist in den Wintermonaten um 8:30 Uhr. Kostenpunkt der Berg-und Talfahrt ist aktuell 33,50 € für Erwachsene (Stand Winter 2023/2024). Oben an der Bergstation gibt es dann netterweise auch noch Hinweise zur aktuellen Lawinenwarnstufe und zu den Bedingungen in der Via Ferrata.

Alpspitze WarnhinweisWir hatten bereits an der Bergstation auf der Panoramaterrasse unsere Steigeisen angelegt und uns dort abmarschbereit gemacht. Was unser Vorhaben an diesem Tag enorm vereinfacht hatte, war die Tatsache, dass der Weg hoch durch die Nordflanke der Alpspitze schon komplett durchgespurt war. Man hatte dies bereits auch schon auf den Bildern in der Webcam erkennen können. Dieser Fak hatte einen die anstrengende Spurarbeit und die Wegfindung enorm vereinfacht. Zügig hatten wir somit den Einstieg der Via Ferrata erreicht. Von den uns im Kopf befindlichen Bilder im Sommer war davon keinerlei Abgleich möglich.

Alles war meterhoch unter Schnee und die markanten Klammernpassagen zu Beginn der Tour waren unkenntlich. Man ist somit relativ schnell (ohne Drahtseile) im steilen Gelände im Schnee unterwegs. Glücklicherweise war es hier nur guter Trittschnee ohne jegliche Vereisung. Der Aufstieg hoch zum Sattel unterhalb des Höllentorkopfes war somit für uns “unproblematisch”. Danach legt sich das Gelände erstmal zurück und es geht vergleichsweise flach in die steiler ansteigende westliche Nordflanke der Alpspitze. Ab Mitte etwa wird es dann deutlich steiler und mit zunehmender Höhe auch kälter und somit auch vereister. Ich schätze mal so ab 2400m Höhe wurde der gute Trittschnee zu eisigen Platten ❄️. Ohne Steigeisen (und Pickel) wären wir hier verratzt gewesen. Das mussten auch 2 Bergsteiger erfahren, die ohne jenes Equipment unterwegs waren und an einer eisigen ungesicherten Querung den Rückzug antreten mussten. Ein falscher Schritt auf so einer Eisplatte bedeutet hier unweigerlich den Absturz! Daher auf jeden Fall Steigeisen und Pickel am Fuß bzw. in der Hand haben!!

Ab oben geschilderter Höhe waren dann auch vermehrt wieder alle Drahtseilsicherungen unter Schnee oder Eis begraben, so dass man in steilen Absturzgelände immer wieder ungesichert unterwegs war. Wir haben hier “Safety first” walten lassen und haben mittels unseres 30m Seils diese Passagen “überbrückt”. Erst ab dem Überstieg von der Nordseite in die Westflanke wurde der Schnee (und vor allem das Eis) wieder weniger, da hier die Sonne schön reinscheint und für angenehmere Bedingungen gesorgt hatte. Allerdings waren hier auch noch etliche Seilsicherungen in der Flankenquerung unter Schnee, die wir aber mit Pickel und Schaufel für alle folgenden Alpspitz-Aspiranten freigelegt hatten.

Auch der finale Gipfelaufschwung (ab Abzweig Jubiläumsgrat) war erfreulicherweise gut zu begehen und alle Sicherungen waren hier frei (oft ist es hier auch unangenehm vereist – hier aber diesmal Ende Januar zum Glück nicht). Schnell war dann das Gipfelkreuz der Alpspitze im Blick und der finale Aufschwung gemeistert. Vom Gipfel der Alpspitz eröffnet sich ein toller Blick ins winterliche Höllental, hinüber zum Waxenstein Kamm und zur Zugspitze. Tief zu seinen Füßen liegt auch der Ausgangspunkt der Tour, die Bergstation Osterfelderkopf und nochmals eine Etage tiefer das Häusermeer von Garmisch-Partenkirchen.

Für den Abstieg von der Alpspitze gibt es nun 3 Möglichkeiten:
  • Aufstieg wie Abstieg (also über die Via Ferrata hinunter); das ist sicherlich die Sicherste Möglichkeit, da man weiß was einen erwartet
  • Abstieg via Ostgrat (ist immer Sommer auch Drahtseilversichert und im Winter ist es ungewiss inwieweit man die Sicherungen evtl verwenden kann, da man hier auch im Absturzgelände unterwegs ist)
  • Abstieg via Ostflanke (das ist der “normale Wanderaufstieg im Sommer und wir im Winter von Skitourengehern genutzt”); diesen Abstieg hatten wir genommen, da er uns am risikoärmsten erschien. Man muss hier aber prüfen, wie die Steilstufe in der Mitte hier ist, da es hier sehr Lawinengefährdet sein kann – daher LWS vorher prüfen und auch vor Ort umsichtig checken und entscheiden.

(Der im Sommer beliebte Nordwandsteig ist im Winter übrigens nicht begehbar, da die dortigen Tunnel im Schnee begraben sind und auch sonst der im Sommer versicherte Verlauf sich meterhoch unter dem Schnee befindet, da hier die steilen Abbrüche der Alpspitze immer wieder für Lawinenabgänge in diesem Bereich sorgen!)

Ab der Einschartung zwischen Alpspitze 2628m und Bernadeinkopf 2144m gibt es dann auch 2 Optionen: entweder über die versicherten Schöngänge hinunter zum Fuß des Bernadeinkopfes und von dort über die Skipiste zurück zur Bergstation) – dies war für uns diesmal leider keine Option, da das Seil tief unter Schnee begraben war und wir nicht wussten ob uns die 15m Doppelseil zum abseilen von einem (freiliegenden) Sicherungspunkt zum nächsten reichen würde. Daher hatten wir uns hier für die “einfachere” Option 2 entschieden und sind südseite um den Bernadeinkopf ins Stuibental zum Bernadeinlift herumgelaufen und von dort weiter über den Bernadeinsteig (Achtung auch hier nochmals Absturzgefährdetes Gelände in dem Steigeisen angelegt werden sollten!) hinüber zum Kreuzeckhaus und von dort entweder mit der Seilbahn oder zu Fuß hinunter ins Tal zum Parkplatz der Alpspitzbahn.

Fazit: Ein großartiges winterliches Klettersteigabenteuer, das aber keinesfalls unterschätzt werden darf (hat in keinster Weise etwas mit der “sommerlichen Via Ferrata zu tun”! Steigeisen und Pickel sind hier im Winter ❄️ auf jeden Fall ein Muß!)
⚠️ Nachwort: Dies ist eine persönliche Einschätzung, die nur als Erlebnisbericht und vielleicht (hoffentlich) auch als “Entscheidungshilfe” vor Tourenantritt zu sehen ist. Alles in allem ist JEDER für seine Tourenplanung und Tourendurchführung selbst verantwortlich!

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