Klettersteige ↔ Klettersteig Touren mit Karte und Topo | via-ferrata.de › Forums › Tourenberichte + Tourenbedingungen › Ruchenköpfe Westgrat (IV)
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Wie vor kurzem nachzulesen hatte es den Ralf in die Bayrischen Voralpen verschlagen, um zu später Stunde die Felsqualität am Taubenstein zu testen. Und was muss einem in Franken beheimateten zwangsläufig in Oberbayern passieren? Richtig, er frisst sich einen Narren an unseren Bergen. Elbsandstein schön und gut, hier ist die Aussicht einfach besser.
Und so flatterte vor einer Woche die Einladung ins Haus, sich ihm beim Plan anzuschließen, den Westgrat der Ruchenköpfe[/url:2kwe3lii] zu besteigen. Benni war eigentlich auch mit eingeplant, aber er musste leider krankheitsbedingt im Tal bleiben.
Das Wetter spielte mit, pünktlich zum Wochenende war die Sonne wieder da, verbunden mit einem Lüftchen, sodass der Fels abtrocknen konnte. Aber der Tag begann gleich mit den Problemen die man logistisch zu bewältigen hat mit den Franken: Sie müssen 2h weiter fahren und statt wie sonst der erste am Parkplatz zu sein, war man der letzte in der Staukolonne nach Miesbach. Von der Haustür zum 60km entfernten Spitzingsee: 2,5 Stunden, Ankunftszeitpunkt 40 Minuten später als geplant. Aber der Ärger war schnell verflogen, denn so oft sieht man den Ralf ja nicht und die Freude darüber überwiegte am vollen Taubensteinbahnparkplatz.
Beim Packen des Rucksacks stellten sich die ersten Weichen wie wir später bemerken durften: Seil natürlich, Kletterschuhe ach ne, bei ner IV doch nicht, tja, wenn es wirklich nur dabei geblieben wäre…
Rein in die Bahn, rauf zum Taubenstein und es begann der Auftritt einer gigantischen Fernsicht für diesen Tag!
Auf dem von den Massen ausgetretenen, aber doch schlammigen und dadurch sehr rutschigen Weg ging es die Stunde rüber zum Rotwandhaus. Und das erste Highlight lies nicht lange auf sich warten, trohnten doch Venediger und Glockner glasklar in der Ferne wie selten.
Am Rotwandhaus vorbei sah man dann zum ersten Mal das imposant stehende Ziel: die Ruchenköpfe. Ein alt bekannter Felsen für die meisten Kletterer, v.a. aus dem Münchner Raum. Viele Routen sind schon älter als 100 Jahre, und das sollte sich bemerkbar machen. Aber das Problem war erstmal, überhaupt zum Einstieg zu kommen. Nach einer Woche Regen zuvor war das eine nervige Angelegenheit.
Das Gefluche über den Matsch lenkte uns immerhin ein bisschen ab. So kletterten wir bis jetzt ja noch nie zusammen und auch wenn der Westgrad nur ein IVer ist und von Kraft und Technik kein Problem darstellen dürfte, so waren wir beide dieses Jahr nur sehr selten in der totalen Senkrechten unterwegs. Das machte es uns aber auch untereinander sehr leicht, waren wir immerhin auf dem gleichen Stand. Die größte Sorge galt am Brotzeitfelsen angekommen aber den Schuhen. Im Tal ließen wir Sie noch großmütig zurück, nun sahen wir unseren Fehler ein. Nicht wegen der Schwierigkeit, sondern wegen den 2kg Dreck die eine bescheiden tolle Gleitebene bildeten.
Und so warteten wir erstmal ewig auf trockenen Sohleninhalt zum Rausklopfen und blickten mit der Topo in der Hand auf den Routenverlauf. TOPO[/url:2kwe3lii]
Der Verlauf stellte sich äußert angenehm dar: Links durch die Rinne konnte man sich in einer schwierigen II in Ruhe an den Fels gewöhnen, danach folgte ein langes Gratstück wodurch auch das Gleichgewicht gefunden war.
Danach wurds zum ersten Mal so richtig luftig, in einer kleinen Rinne schlängelte es sich auf den ersten Turm hinauf. Blind verstieg ich mich einmal und stellte das eigentliche Problem der Tour an sich fest: Seit über 100 Jahren begangen war der Fels teilweise noch abgewetzter als am Ettaler Manndl. Ein Traum mit Matschschuhen!
Dies sollte die einzige steilere Stelle sein, die nicht ganz luxoriös abgesichert sein sollte. Ansonsten waren in steilen Stücken immer sehr viele Haken zu finden, in den Gratpassagen dafür sehr selten, wobei man sich mit Latschen und Felsen behelfen konnte.
Am letzten Gratstück ging es noch einmal eine kleine Scharte runter, die einen großen Tritt verlange und schon Stand man vor dem eigentlichen Gipfelaufschwung, der dann erstmal mit einer Stelle beginnt, an der meine Größe mir fast die Psyche raubte, wenn all die Griffe tief und viel zu nah an den Tritten sind.
Das wir nun zur Schlüsselstelle keine Bilder haben, dürfte eigentlich alles sagen. Die Stelle ist kurz, aber gemein und die Kamera war eigentlich nur im Weg. Erst wird ein sehr ausgesetzter Schritt um die Ecke verlangt, dessen perfekte, psychisch wertvolle Absicherung man zuvor nicht weiß und der in einem Kamin endet. Dieser beinhaltet in ca. 3m einen großen, leicht überhängenden Felsen, über den man sich empor winden muss. Ohne Kletterschuhe in einem speckigen Kamin, der keinerlei Struktur bietet. Aber immerhin wiedermals viele Haken.
Ich sah von alledem nichts, Ralf ging vor und mir war die Ecke im Weg. Ich hörte nur durchgehendes Schnaufen und Stöhnen und als ich an der Reihe war wusste ich gleich warum. Ich weiß nicht wie Ralf das gemacht hat, aber ich musste dafür erstmal Model stehen. Nicht zu sehen ist, dass meine Füße da praktisch in der Luft hängen weil ich keinen Halt auf all dem Speck fand und es darin endete, sich auf der nicht vorhandenen Wampe hochzurobben.
Es folgte wieder ein schönes, leichtes Stück über längere Platten, bevor es links herum in den Weiberschreck ging mit toller Aussicht auf den bereits passierten Weg.
Abermals zeigte sich das hohe Aufkommen der Route.
Ich stand bereits oben am Ausgang und konnte auch endlich wieder die Kamera rausholen und den Ralf ablichten.
Oben angekommen stellte sich der Stau vielleicht doch als Glücksgriff raus, die Sonne war dadurch bereits am untergehen.
Runter gings über die Schnittlauchrinne, die leicht, aber wiederum schlammig und deswegen äußert rutschig war. An sich aber kein Problem und der leichteste Weg rauf wie runter.
Wichen wir den Matschpfütsen auf dem Hinweg noch aus, konnten wir uns das nun getrost sparen und stapften voller Dreck zurück zum Rotwandhaus. Mit wunderbaren Blick zurück, kurzer Einkehr und Umrüstung auf die Stirnlampe ging es dann über die Forststraße in vollständiger Dunkelheit zurück zum Auto.
Ja, der Matsch ist eine Katastrophe im Zustieg. Und ja, wir witzelten über die Tour durch die Felsbeschaffenheit und der Schlüsselstelle als Wampenspeckerei. Aber die Kombination stellte für uns zwei doch über die Zeit leicht eingerostete Kraxler eine wunderbare Sache dar. Wenn steil, dann gut gesichert, auf den langen Gratstücken griffig und in der Anordnung der Stellen sehr kaltstartfreundlich. Wegerm Benni werden wir die Tour wohl noch einmal machen und ich überred vielleicht den Norbi noch zu einer Seilschaft.
Und mitm Ralf lässt sich an sich extrem gut klettern, einerseits weil er sich klettertechnisch genauso klein redet wie man selbst durch die am Berg nötige und sinnvolle Demut, andererseits weil er die Seilkommandos dialektfrei beherrscht.
ADE!
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ja, war eine geniale Aktion!
Wie war unser Fazit letztlich – es war keine schwierige, sondern eine schmierige tour (zuindest Zu-und Abstieg bis zum Brotzeitfelsen an den Ruchenköpfen).
Ich glaube bei unserer Wiederholung können wir eine komplette Fixsicherung vom Brotzeitfelsen bis hoch zum Gipfel legen (soviele haben inzwischen schon interesse bekundet –>
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Hier noch das “kleine Matterhorn” (so zumindest schauen die Ruchenköpfe aus dieser Perspektive aus) mit dem eingezeichneten Routenverlauf:
Ach ja… und an dem “Briefkastl” – den es als Alternative in der Schlüsselstelle gibt, sind wir beide schnurstracks vorbeigeklettert –>
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Freue mich schon auf die Wiederholung im nächsten Jahr!
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sehr schöner Bericht und tolle Bilder von Euch Beiden. Ein 50m Seil kann ich für die Fixseillegung noch beitragen. Meine Kletterschuhe würde ich auch mitnehmen. Mit Schlamm hab ichs nämlich nicht so.
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Tja, die einen hängen in der Klinik rum, die anderen eben am Fels. Ich habs ja schon öfter hier geschrieben: Augen auf bei der Berufswahl!!! –>
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Klasse Tour, und noch schönere Fotos davon! Da sind doch wieder einige für die Auswahl zum 2015er Kalender dabei! Grad das letzte mit dem hell erleuchteten Horizont und der Berg-Silhouette ist WUNDERSCHÖN!!!
Ansonsten kann ich mir schon vorstellen, wie der Ralf die Schlüsselstelle gemeistert hat:
”Rutsch zieh Fluch drück stöhn ächz oben!!!!” –>
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Ralf steht nämlich auf abgespeckten Fels, da isser Experte (Höhenglücksteig, Marmolada Westgrat, Rio Secco etc. pp.) –>
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Guten morgen!
Klasse Tour und fast noch besserer Tourenbericht!
Das Bild von den Ruchenköpfen (dort wo die Route eingezeichnet ist) schaut ja mal klasse aus!
Da habt ihr wirklich einen perfekten Tag für eine perfekte Tour erwischt!
Habt ihr im Zustieg auch den Taubenstein Südgrat gemacht?
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verticalo wrote:
Habt ihr im Zustieg auch den Taubenstein Südgrat gemacht?
Nein, sonst wäre es hinten raus noch später geworden. aber für´s nächste mal ist der “doppelpack” geplant
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moinsen.
klasse bericht und klasse bilder! auch mitkommen will das nexte mal!
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Super Tourenbericht und geniale Tour!
Da habt ihr ja wirklich krasse Bilder euer Tour mitgebracht Ich glaub der Ralf hats da Griptechnisch etwas einfacher gehabt dank Terex Scope. Im Herbst also immer Gummiestiefel für den Zustieg einpacken
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wolf wrote:moinsen.
klasse bericht und klasse bilder! auch mitkommen will das nexte mal!
und das geht dann schon eher in Richtung Comm-Tour oder? –>
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harwin wrote:wolf wrote:moinsen.
klasse bericht und klasse bilder! auch mitkommen will das nexte mal!
und das geht dann schon eher in Richtung Comm-Tour oder? –>
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wenn wir noch a bissi was anderes machen, schon.
nur fuer die feierabend-tour auf die ruchenköpfe waers wohl scho a weng weit zum fahrn. –>
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hab heuer wieder mal ein bisschen mehr alpines klettern und abseilen machen dürfen und bin daher wieder a weng mehr in diese richtung 'angefixt'….
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wolf wrote:harwin wrote:wolf wrote:moinsen.
klasse bericht und klasse bilder! auch mitkommen will das nexte mal!
und das geht dann schon eher in Richtung Comm-Tour oder? –>
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wenn wir noch a bissi was anderes machen, schon.
nur fuer die feierabend-tour auf die ruchenköpfe waers wohl scho a weng weit zum fahrn. –>
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hab heuer wieder mal ein bisschen mehr alpines klettern und abseilen machen dürfen und bin daher wieder a weng mehr in diese richtung 'angefixt'….
Sehr gut!!!
Na da gibt es drumherum noch genug zu machen… Taubenstein Südgrat – Rotwand Normale
Auch gegenüber auf den Latschenhügel des Hochmiesing scheint eine ganz interessante III+ hochzuführen => ** you do not have permission to see this link ** – die Schmankerlweiße
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wolf wrote:hab heuer wieder mal ein bisschen mehr alpines klettern und abseilen machen dürfen und bin daher wieder a weng mehr in diese richtung 'angefixt'….
das durfte ich dieses Jahr ja auch bei meiner Hochtour auf den Piz Bernina. Und das hat mal richtig Spaß gemacht. Ich muss sagen: kombiniertes Gelände macht mir mehr Spaß als nur Gletscherhatschen.
Nachtrag: wenns klappt ergänze ich meine Erfahrung nächsten Monat um einen DAV Vorstiegschein. Aber es wird vorerst definitiv bei mir beim Genussklettern bleiben.
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Toller Bericht
Ich war auch erst im November da und fand die Schlüsselstelle nicht wirklich einfach (auch mit matschigen Turnschuhen unterwegs)…