Klettersteige ↔ Klettersteig Touren mit Karte und Topo | via-ferrata.de › Forums › Ausrüstung › Klettergurt, Klettersteigset, Belastungswerte ?
-
Klettergurt, Klettersteigset, Belastungswerte ?
-
Hallo Frischluftliebhaber,
ich bin der Neue
Wollte mich kurz vorstellen aber hab nun kein Vorstellungs-Thread gefunden. Aber das nötigste steht erstmal im Profil.
Ich hatte mit dem Thema Klettersteigset[/url:c21x6aoj] usw. bisher keine aktive Erfahrung. Aber werde mich in Zukunft genauer damit befassen.
Welchen Gurt und Set ich mir zulegen möchte ist auch schon grob entschieden.
Meine Frage:
Ich lese ja täglich diverse Ausrüstungstests und Berichte, was auch alles wunderbar ist. Nur ist es eben wie beim Schuhe kauf, in Größe 43 gibt es alles in 46 – 47 nur 2 Paare in den unmöglichsten Farben.
So gehts mir auch mit den Tests, da ich schwerer bin über 100 kg ( noch ) *g würde ich gerne wissen was das Gurtzeug überhaupt aushällt ? Plus Gepäck !
Bei einem Körpergewicht von 70 kg ist es sicherlich unbedenklich, das da was reissen kann.
In diesen Tests steht immer das alle Labortests gemacht wurden und denen entsprechen, aber irgendwelche Werte hab ich noch nie gesehen.
Also maximale Belastung der Gurte und der Karabiner. Sowie Gurtlängen die auch großen oder bauchigen Kraxlern passen.
Vielleicht hat jemand diverse Daten oder eine Quelle zu diversen Herstellern. Oder ein Link.
Ich will nun endlich Geld ausgeben, weiss aber noch nicht bei wem.
Grüße Michl
-
Auf allen Ausrüstungsgegenständen sind die Bruchwerte in Kilonewton (KN) angegeben. Der Einfachheit halber kann man die in etwa mal 100 in Kilogramm umrechnen.
Also 20 KN sind ca. 2000 kg aka 2 Tonnen.
Normalerweise halten alle Ausrüstungsgegenstände um die 20 KN (weiß jetzt nicht genau was die Mindestnorm ist, denn die ist je Ausrüstungsart und Belastungsrichtung unterschiedlich !). Das heißt der Gurt reißt erst bei 2 Tonnen, das Seilstück vom Klettersteigset erst bei 2 Tonnen, und auch die Verbindungskarabiner zum Stahlseil reißen erst bei 2 Tonnen (außer sie werden über Knick belastet, was sie meißt werden, aber auch da halten die ne Menge.).
Einziges Problem bei der Sache ist, dass dein Körper schon so ab 900 kg reißt, oder zumindest irreperabel beschädigt ist…
Deshalb gibt es Klettersteigbremsen, wenn ich es recht in Errinnerung habe, lösen die ab ca. 4 KN aus und bremsen dich einigermaßen sanft ab.
Zwar ist der Sturz trotz 4 KN (400 kg) trotzdem sehr hart, und du wirst eventuell an Eisensicherungen und am Fels anschlagen, aber du hast es überlebt
Kurzum: Auch mit 150 Kilo Körpergewicht hält deine Ausrüstung, da brauchst dir keine Gedanken machen. Und das obwohl der Normkletterer im Prüflabor 80 kg wiegt. Dafür sind aber die Tests so hart, dass sie auch für schwerere reichen. Nur einen Brustgurt solltest du vermutlich auf jeden Fall anziehen (Dickere Menschen können eventuell aus dem Hüftgurt fallen, ohne Brustgurt).
Hoffe das war nicht zu viel Gelaber, und es hat dir zumindest die Sicherheit gebracht dass die Normen heutzutage sehr streng sind, und dass sowohl Seile als auch Gurte, Karabiner, und der meißte andere KlimBim defakto heutzutage nicht mehr reißen. Menschliches Versagen ist Unfallursache Nummer 1, und erst ganz, ganz hinten kommt Ausrüstungsversagen !
Lg,
Thomas
PS: Das ganze ist sehr genau erklärt in einer Fachzeitschrift für alpines Risikomanagment namens Bergundsteigen. Diese wird von den europäischen Alpenvereinen in Kooperation rausgegeben. Den Artikel findest du in Bergundsteigen Ausgabe 03/2000[/url:3tt1z9uq]
-
Mensch Thomas, genau solche Infos suchte ich !
2000 kg müsste selbst bei mir ausreichend sein
Vielen herzlichen Dank für Deine Mühe !!!
Grüße Michael
-
Großknecht wrote:Mensch Thomas, genau solche Infos suchte ich !
2000 kg müsste selbst bei mir ausreichend sein
Vielen herzlichen Dank für Deine Mühe !!!
Grüße Michael
Hallo Michael,
ganz so einfach ist es denke ich leider nicht . Lies dir den Link von Thomas (echt super Artikel, danke Thomas ) mal genau durch. Das Gewicht ist ja nunmal der Faktor der die Kraft und die Energie linear beeinflusst. Sprich mit 120 kg hast du eine Seilbremslänge, die 50% mehr ist als bei 80 kg. Im Beispiel des Artikels waeren das dann 1,5 m. Wenn deine Bremse aber nur 1,2 m lang ist, was dann?!
Ein ähnliches Problem, (nur in anderer Richtung ) haben Kinder und sehr leichte Frauen: die Kraft reicht möglicherweise nicht aus die Bremse auszulösen…
Ich will da jetzt keine Panik verbreiten, bin auch kein Experte für Sicherheitsfragen und 100 kg sind ja keine 120 , denke persönlich das dürfte gehen (bin ja mit gepäck auch bei 90 + ). Das mit dem Brustgurt und Rausfallen bei mehr Gewicht, dachte ich eigentlich eher daß der Körperschwerpunkt das Entscheidende ist und nicht ob da 70 oder 100 kg im Sitzgurt hängen…
Letzendlich ist es immer graue Theorie, denn den genormten Sturz gibt es in der Praxis ja genausowenig
schöne Gruesse
Harald
-
Hallo Harald,
du hast natürlich Recht mit diesen Bedenken und es ist für mich keinesfalls Panikmache.
Im Gegenteil, ich bin für jede Info sehr dankbar, grade wenn sie aus der Praxis kommt und nicht nur vom Papier.
Nur wusste ich nicht das es üblich ist das auf den Ausrüstungsgegenständen die Werte draufstehen. Und so hab ich wenigstens mal einen Anhaltspunkt um zu rechnen und es etwas einzuschätzen. Der Link von Thomas ist schon sehr interessant.
Ich möchte halt nicht wie viele einfach mal drauflos rennen und dann große Augen machen wenn es dann real ganz anders ist.
Deshalb plane ich weit voraus und mach mir reichlich Gedanken.
Ich habe ja noch etwa ein Jahr Zeit, um im nächsten größeren Urlaub richtig auf Achse zu gehen, mit hoffentlich unter 100 kg dann. ” title=”Laughing” />
Gruß Michael
-
Großknecht wrote:Ich habe ja noch etwa ein Jahr Zeit, um im nächsten größeren Urlaub richtig auf Achse zu gehen, mit hoffentlich unter 100 kg dann. ” title=”Laughing” /> Gruß Michael
Da kann ich eine Kohlsuppendiät empfehlen, die macht zur Zeit mein Schwiegervater und hat in der ersten Woche 8kg verloren. Ich hab allerdings nicht das Rezept parat…
Was das mit schweren Leuten in Brust- und Sitzgurt angeht, ist es meines Wissens so, dass sich der Großteil des Körpers ja doch oft oberhalb des Sitzgurtes befindet, und der Biermuskel gerne der Schwerkraft und weniger den Anstrengungen des jeweils Gestürzten folgt…soll heißen, man fällt, die Plautze zieht nach unten, man kippt mit dem Kopf nach unten und rutscht aus dem (zum Kopf hin ja “offenen”) Gurt; auch deswegen, weil es keine richtige Taille mehr gibt, in die man den Gurt einschnüren könnte… ” title=”Embarassed” />
Ich denke übrigens, dass das durchaus auch bei schlanken Menschen passieren kann – immer dann, wenn die “Hangabtriebskraft” (ja ich weiß das ist was anderes, aber es klingt so schön!) die Gurtreibung übertrifft… Bei einem Kombigurt hält ja der Brustgurtteil die Schultern auch mechanisch fest.
Aber ansonsten gilt: Einfach nicht stürzen!
Sehr witzig, ich weiß… Man kann das Risiko aber minimieren, indem man nur in Steige geht, die man auch beherrschen kann. So mach ich das. Keine langen E-Passagen ohne Tritte mit Überhängen – das kann ich nicht, jedenfalls nicht ohne viel Training. und nachdem mir dazu die Zeit fehlt, lass ich das eben – der Innsbrucker Klettersteig oder Mittenwalder Höhenweg z.B. sind auch toll, obwohl sie nicht mit sowas aufwarten können.
-
Weil sich grad der BLR gemeldet hat: Der hätte meine langatmigen Ausführungen zum Absturz im Steig bestimmt schön skizzieren können!
-
Kurzum: Auch mit 150 Kilo Körpergewicht hält deine Ausrüstung, da brauchst dir keine Gedanken machen. Und das obwohl der Normkletterer im Prüflabor 80 kg wiegt. Dafür sind aber die Tests so hart, dass sie auch für schwerere reichen. Nur einen Brustgurt solltest du vermutlich auf jeden Fall anziehen (Dickere Menschen können eventuell aus dem Hüftgurt fallen, ohne Brustgurt).
Hoffe das war nicht zu viel Gelaber, und es hat dir zumindest die Sicherheit gebracht dass die Normen heutzutage sehr streng sind, und dass sowohl Seile als auch Gurte, Karabiner, und der meißte andere KlimBim defakto heutzutage nicht mehr reißen. Menschliches Versagen ist Unfallursache Nummer 1, und erst ganz, ganz hinten kommt Ausrüstungsversagen !
Hallo,
wie ich finde, ein sehr interessanter Beitrag. Vor allem, wenn es einen direkt betrifft und man sich schon so seine Gedanken gemacht hat. Mit ca. 125 kg und der dazu passenden Optik ” title=”Crying or Very sad” /> findet man nicht viele in den Steigen, viel Erfahrungsaustausch ist gar nicht möglich. Das die Ausrüstung auf jedem Fall dem Gewicht standhält, beruhigt schon ziemlich, obwohl ich es auf einen Versuch absolut nicht ankommen lassen würde. Nur allein das Gefühl, in einem Steig überfordert zu sein, hat mir schon gereicht. Der “Rio Secco” hat mir mal deutlich meine Grenzen aufgezeigt, nachdem wir den zu der Zeit noch mit der Schwierigkeit “4” im Führer angegebenen “Sallaghoni” mit Leichtigkeit geschafft hatten. Wir dachten schon, dass uns nun fast nichts mehr stoppen könnte. Hätte fatale Folgen haben können, im “Rio Secco” ging es glimpflich ab, aber ein Dämpfer zur richtigen Zeit war es schon. Man sollte wirklich nur Steige gehen, die einen zwar fordern, aber nicht überfordern. Alles was man sicher gehen kann, bringt einen erst gar nicht in Extremsituationen.
Und mit gebrochenen Knochen im Klettersteig zu hängen ist bestimmt nicht das, was man im Urlaub in den Bergen erleben will.
Gruß
Lars