Klettersteig Seewand

Der Seewand-Klettersteig gehört zu den extremen und anspruchsvollen Routen in den Alpen. Die steile, schnörkellose und ausgesetzte Seilführung erfordert Armkraft, gute Reibungssohlen, Ausdauer, sowie absolut trockenes Wetter. Die Seewand ist nordseitig exponiert und benötigt darum einen Tag Trockenzeit nach einem Regenschauer. Da der Steig seine schwierigsten Stellen erst oben hat, sollte man eine Rückzugsmöglichkeit (Abklettern) im Kalkül haben. Schließlich gibt es keinen Notausstieg. Willkommene Abwechslung in den Erholungspausen bieten die Blicke hinab zum See. Den KS-Erbauern gehört dafür mein Kompliment.

Das schwarze Steigbuch „The heavens declare the Glory of God“ mit Psalm 19 ist noch nagelneu: vom 25.9.2023. Ich trug mich in 4. Seite ein.

Betriebszeiten der Luftseilbahn (LSB-Teilstrecke I zur Schönbergalm, LSB-Teilstrecke II zur Bergstation Krippenstein): vom 29.4.-5.11.2023, LSB-Teilabschnitt III zur Talstation Gjaid hinab erst ab 8.6.2023. Erste Bergfahrt ab Talstation: 08:40 Uhr, letzte Talfahrt ab Bergstation Krippenstein: 17:00 Uhr, ab Talstation Gjaid: 16:50 Uhr. Berg- u. Talfahrt für alle 3 Teilstrecken kostet insgesamt € 39,90 an der Kasse (online 3% günstiger), Einzelfahrt: € 26,90 (Stand 2023).

Parkplatz am Kessel kostet € 11,00 bis 12 Stunden (€ 16,00 bis 24 Std.; Stand: 2023).

Da es sich durch fast alle deutschsprachigen KS-Führer (digital, oder in Papierform) wie eine Legende zieht, hier etwas zur aktuellen Aufklärung: In diesen Führern heißt, oder hieß es, dass man im Schilcherhaus eine Bestätigung erhält, wenn man den Klettersteig hinaufkam und damit erheblich günstigere Talfahrt mit der Luftseilbahn bekäme. Als ich in die Gjaidalm nachmittags um halb 3 bei dem Super-Wetter einkehrte, um die Tour zünftig mit einem frisch Gezapften auf der Terrasse ausklingen zu lassen –  schließlich verlief heute alles gut und schneller als gedacht (3,5 Std. für den Steig) – so nahm ich mir noch Zeit bis zur Abfahrt mit der LSB. Schließlich war es heute mein letzter Tag hier im Dachstein-Gebiet. Und morgen schlägt das Wetter um. Während der Wirt und Pächter der Gjaid-Alm am Tresen mein Bier abfüllte, konsultierte ich ihn mit dieser Legende. Darauf antwortete er mir, dass in seiner kurzen Zeit hier nun ich der Dritte wäre, der ihn das fragte. Er antwortete mir: Das „Schilcherhaus“ war damals nach den ehemaligen Besitzern benannt. Die haben aber inzwischen gewechselt. So auch der Pächter. Da er auch gerade Zeit hatte – die Mittagsgäste waren schon weg – kam er auf die Terrasse zu mir und wir unterhielten uns weiter zu dem Thema unter der Sonne. Vergünstigungen bei der LSB gibt es in Höhe von 7% für Hausgäste bei ihm und auf den Dachstein-Berghütten mit Ausnahme des Guttenberghauses im östlichen Teil des Dachsteingebirges. Er fragte aber auch, wie es einerseits glaubhaft damals gewesen sein sollte, dass man den KS tatsächlich durchstieg, aber andererseits die LSB den Rabatt gegeben haben solle. Ich zwinkerte ihm zu und sagte, dass man doch schon Hausgast sein kann, wenn man in dem Haus ein Bier trinkt. Beim Bier kann man so manches schreiben. Oder gar mit Personal bei der LSB vereinbaren. Er sagte daraufhin, dass er mir auf einem Zettel, oder den Bierdeckel sowas draufschreiben kann. Doch wüsste er aber nicht, wie das dem Personal der LSB imponiert. Ungeachtet dessen schlug er mir vor, die LSB zu fragen, ob und wie sie bereit ist, nachzulassen, wer diesen Klettersteig hinaufkommt, der wohl vom Tourismus Obertraun betrieben wird.

Das tat ich dann auch. An der Talstation Gjaid stiegen gerade aus der gelben Gondel 5 Wanderer aus, und der heute zünftig gekleidete und frisch rasierte  Gondelführer mit der Bahnmütze genoss gerade auf der Bank davor die kurze Pause in der Sonne bei angenehmen, lauen Südwind. Ich setzte mich zu ihm und erzählte kurz die Legende. Daraufhin gingen wir zur „Kassa“ ins Gebäude. Anstandslos bekam ich zwar nicht die 7% Nachlass, aber das Ticket zum online-Preis. Fragen hat noch nie etwas gekostet.

Der Seewand Klettersteig erfordert Erfahrung, Kondition und gutes Wetter. Dennoch ist er ein empfehlenswerter Klettersteig, der viel Freude bereitet. Der einzige negative Aspekt kann der Abstieg mit seinen guten 2:30 h sein. “Geheim”tipp: Nach der Anstrengung der Tour ein erfrischendes Bad im Hallstätter See genießen. 😉

Hier noch ein Video, das einen Einblick in den Steig gibt:

https://www.youtube.com/watch?v=spJLduuCN1g