ANZEIGE
Climbers Paradise
neutraler Hintergrund zum klicken

Faszination Schneeschuhwandern – Ausrüstung Schneeschuhe – Technik – Spuren

Schneeschuhwandern liegt voll im Trend

Einsamkeit findet man in Mittelgebirgen und Alpen auch im Winter selten, da Winterwandern, Langlaufen und Skitouren Gehen immer beliebter werden. Der Erlebnisfaktor einer selbstgespurten Schneeschuhwanderung abseits der übrigen Wintersportrouten ist daher kaum zu unterschätzen.

Unterhalb der Waldgrenze erleichtert ein dichtes Netz aus meist ungeräumten Forst- und Wanderwegen das Gehen – während sich in den Alpen oberhalb davon keineswegs beliebig über die freien Hänge wandern lässt, da außer auf Hochplateaus und Almkuppen die Lawinengefahr beachtet werden muss.

Schneeschuhe sind im Vergleich zu Skiern ideal für die immer häufigeren schneearmen Winterabschnitte: Man schnallt die Schneeschuhe unterhalb der Schneegrenze kaum beschwert (Gewicht/Paar 1,7 bis 2,2 kg) an den Rucksack, kann ohne weiteres kurze Passagen ohne Schnee überschreiten,und muss auf dünner Schneedecke nicht um seinen Belag fürchten.

 

Schneeschuhwandern - Bild: Herbert Raffalt
Schneeschuhwandern – Bild: Herbert Raffalt

Welcher Schneeschuhtyp für welchen Zweck?

Schneeschuhe von Tubbs - Bild: Tim Treubrodt
Schneeschuhe von Tubbs Flex Alp – Bild: Tim Treubrodt

Es gibt verschiedene Arten von Schneeschuhen. Die klassischen Schneeschuhe besitzen einen Aluminiumrahmen mit Bespannung aus Hypalon oder Kunststoff sowie eine mehr oder weniger hochgezogene Frontpartie samt vorgeschobenem Schwerpunkt (ab 140 €, Alpinmodelle ab 200 €). Sie besitzen eine feste Sohle für den Schuh, der mit einfacher Riemenbindung, strenger Ratschenbindung oder komfortabler Boabindung fixiert wird. Unter der Sohle befinden sich mäßig bis sehr gut greifende Harschkrallen für härteren Schnee. Trekkingmodelle (Trail Schneeschuhe) eignen sich am besten für mäßig geneigtes Gelände und kürzere Steilpassagen. Sie werden in mehreren Größen angeboten. Optimal für weichen Schnee ist Größe 30 (76 cm Länge).

Die modernen Schneeschuhe bestehen aus Kunststoff (ab 120 €) und gut fixierenden Komplettbindungen, unter denen Harschkrallen sitzen. Mit ihrer kleinen Auflagefläche (Längen 56 – 61 cm) eignen sie sich für geringe Schneetiefen oder härteren Schnee und dank des relativ guten Kantenhalts generell für steilere Touren und Querungen. Außerdem sind sie handlicher und erlauben ein nahezu natürliches Gehen. Hochklappbare Steighilfen und steife Bindungsplatten ermöglichen ein problemloses Fixieren von leichten Trekkingschuhen. Modelle für den alpinen Einsatz (um 200 €) mit steilen Aufstiegen und ausgesetzten Querungen besitzen aggressive Harschkrallen mit Längen um drei Zentimeter plus Längsschienen.

Checkliste Schneeschuhausrüstung

  • Paar Schneeschuhe (Trekking oder Alpin – z.B. Schneeschuhe online kaufen MSR Lightning Ascent, MSR Revo Trail oder Tubbs Flex Alps)
  • Paar dreiteilige Teleskopstöcke mit Schneeteller + Greifmanschette
  • Paar isolierte wasserdichte Winter-/ Hochtourenstiefel (bei geringer Kälte oder Plattenbindung auch wasserdichte Trekkingschuhe)
  • Paar Gamaschen oder über den Schuhschaft reichende Hose
  • Rucksack mit Frontfixierung, zwei Riemen oder breiter Seitenkompression
  • Komplette Winterbekleidung
  • Navigation: genaue Karte, Multifunktionsuhr/ Kompass oder GPS
  • Erste-Hilfe: Set mit Rettungsdecke, Tape/ Kabelbinder, Multitool
  • Ab Mitte Februar: Kompletter Sonnenschutz
  • Über der Baumgrenze: Lawinen-Verschüttetensuchgerät, -Schaufel, -Sonde

Vom Einstieg zur perfekten Gehtechnik

Beim Einstieg in die klassische Bindung schiebt man die Schuhspitze bis zu den Zehenballen hinein, so dass die Schuhspitze während des Gehens zusammen mit den frontalen Harschkrallen durch das vordere Loch in den Schnee greift. Bei Plattenbindungen stößt der Schuh vorne an und wird hinten eingestellt. Riemen- und Ratschenbindungen werden von innen nach außen gezogen, um nicht beim Gehen zu stören. Und los geht’s.

Richtig gehen

Die hinten offene Bindung erleichtert das Gehen durch Nachschleifen (Standardaufhängung) oder Rückfedern (elastische Aufhängung) des Schneeschuhs. Dadurch hebt sich automatisch die Spitze an, was sowohl das Spuren im Tiefschnee als auch das Bergaufsteigen erheblich erleichtert. Hebt man die Beine zu stark an, benötigt man mehr Kraft als nötig. Bei zu engem Schritt verhaken sich die(meist 20 bis 23 cm breiten Schneeschuhe, wobei man stolpern und hinfallen kann.

Schneeschuhgehen Technik - Bild: Herbert Raffalt
Schneeschuhgehen Technik – Bild: Herbert Raffalt

Effizient aufsteigen

Der Aufstieg an einem mäßig steilen Hang erfolgt am kraftsparendsten in Serpentinen, bei weichem Schnee mit waagerechtem Aufsetzen der Schneeschuhe. Eine Steighilfe entlastet die Unterschenkel. Steile Anstiege (ab ca. 25°) geht man möglichst frontal an. Bei weichem Schnee werden die Schneeschuhe im Grätschschritt, d.h. mit schräg nach außen zeigenden Spitzen aufgesetzt, so dass man im Pulverschnee nicht zurückrutscht. Im harten Schnee ist frontales Einschlagen der mit den Frontkrallen der Bindung bewehrten Stiefel in den Hang angesagt, was eine Treppen-artige Spur ergibt. Der Fuß bleibt dabei in horizontaler Position, der Oberkörper möglichst aufrecht.

Hänge queren

Querungen sind die Schwäche der Schneeschuhe. Bei mäßig geneigten Hängen (um 20°) im weicheren Schnee werden die Schneeschuhe seitlich eingekantet. Im harten Schnee muss man die Schneeschuhe bewusst plan auf dem Hang aufsetzen, damit die seitlichen Harschkrallen greifen. Als Hilfestellung lässt sich der hangseitige Stock tiefer greifen.

Die Querung steiler Hänge (über 25°) lässt sich bei weichem Schnee durch das Setzen von Schneeschuh vor Schneeschuh, also nicht neben- sondern hintereinander bewerkstelligen, was nur mit kürzeren Schneeschuhen leicht fällt. Bei hartem Schnee sind Querungen nur mit griffigen Alpinmodellen möglich. Bei einem Sturz rutscht man über den gesamten Hang ab!

Genussvoll absteigen

Bergab lässt man sich in weichem Schnee bei jedem Schritt mit leichter Rücklage in die Schneeschuhe fallen, was ein schnelles Gleiten bergab ermöglicht. Feuchter Schnee kann sich aber unterm Schneeschuh so ansetzen, dass dieser seitlich wegkippt. Steilhänge mit flacherem Auslauf lassen sich im Stehen mit leichtem Ausfallschritt (Vornüberkippen möglich) oder einfach auf dem Hosenboden abrodeln. Bei hartem Schnee verhindern die Harscheisen jegliche Dämpfung und erlauben keine Trittfehler. Hier macht sich der unnatürliche Tritt ohne Abrollen über die Ferse in einseitiger Belastung des Fußgelenks bemerkbar. Dafür fungieren die Schneeschuhe als Steigeisen.

Die eigene Spur legen

Die Aufstiegsspur legt man in gleichbleibend mäßiger Steigung an (idealerweise 10-20° = ca. 20-40 %). Dafür nutzt man so weit wie möglich die Geländekonturen aus und steigt an Hängen mit weichem Schnee in weiten Serpentinen auf, bei hartem Schnee besser, aber anstrengender frontal. Ist der Spurende erschöpft, so tritt er zur Seite, lässt den nächsten vor und reiht sich am Ende der Gruppe wieder ein. Die Spuranlage muss auf die Fähigkeiten des Schwächsten ausgelegt sein, d.h flachere Spuren für konditionsschwächere Mitglieder oder für solche ohne Steighilfe. Gleiches gilt bei einer Frühjahrstour mit hartem Firn, wenn die Schneeschuhe keine leistungsfähigen Harscheisen besitzen.

Im Aufstieg sollte man Hangverflachungen ausnutzen: Flachere Absätzen oder ebene Terrassen, schräg aufwärts führende Rampen oder weite Wannen. Idealerweise schlängelt sich die Spur zwischen steileren Hängen und Buckeln hindurch, was auch der Reduktion der Lawinengefahr zugutekommt. Vermeiden sollte man freie ost- bis nordseitige Steilhänge ab 30° Neigung unterhalb von Kämmen und Gipfeln. Konvexe Hangabschnitte sollten als ideale Anrissstellen von Lawinen möglichst auf der Abflachung oberhalb ihrer stärksten Krümmung begangen werden. Mulden haben oberhalb der Baumgrenze meist den Nachteil, je nach Windrichtung während der Schneefälle eingewehten, tieferen Schnee zu besitzen und bei steiler Neigung deshalb stärker lawinengefährdet zu sein. Besonders in Kammnähe sollte man im steileren Gelände möglichst relativ sichere, ansteigende Rücken begehen. Hier sollte man sich möglichst wind- oder sonnenseitig (also am West- bzw. Südrand) halten, wo die Schneeauflage dünner und härter ist, während lee- oder schattseitig (Ost bzw. Nord) mit Wechten zu rechnen ist.

 


Tipps vom deutschen Alpenverein zum Thema Schneeschuhgehen

Autor: Christian Schneeweiß: Schneeschuhgehen – Praxiswissen vom Profi zu Ausrüstung, Technik und Sicherheit

Ähnliche Beiträge

Rückmeldungen